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Evangelischsein in Istanbul

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Deutschlands Verhältnis mit der Türkei hat in den vergangenen Jahren stark gelitten. Wir wollten erfahren, was das mit einer Gemeinde macht, die seit 175 Jahren eine zweite Heimat für dort lebende Deutsche ist. Und wie es für die Gemeindemitglieder selbst ist, wenn ihre zwei Heimaten ein solch angespanntes Verhältnis haben.

Diese multimediale Dokumentation erzählt aus dem Alltag der Pfarrerin, einer Kirchenrätin, von Gemeindemitgliedern, Mitarbeitern der Gemeinde, sowie aus der Nachbarschaft der Kirche.

Die Menschen berichten von ihren persönlichen Erfahrungen in der Türkei und werfen für uns einen anderen Blick auf dieses Land, das viele Menschen in Deutschland seit ein paar Jahren hauptsächlich mit Schreckensmeldungen von autoritärer Herrschaft, Putsch, Krieg und Terror verbinden.

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Wie leben deutschsprachige evangelische Christen in Istanbul mit ihren Nachbarn zusammen, wenn die Zeit politisch und wirtschaftlich angespannt ist? In der 30-Minuten-Dokumentation erzählen die Pfarrerin, Angestellte der Kreuzkirche, Gemeindemitglieder und Nachbarn von ihrer eigenen Sicht auf das deutsch-türkische Verhältnis.

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Kreuzkirche in Istanbul - Gabriele Pace, eine Pfarrerin in der Türkei
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Als im Jahr 1861 die Kreuzkirche im Istanbuler Stadtteil Beyoglu geweiht wurde, hatte sich die deutschsprachige evangelische Gemeinde erst wenige Jahre zuvor etabliert. Auf die ehemalige deutsch-evangelische Schule im Erdgeschoss, in der heute die Pfarrwohnung ist, baute die Gemeinde ihre Kirche.

Der Zugang zum Kirchenraum führt über eine Treppe im Hofgarten.

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Pastorin Gabriele Pace lebt und arbeitet seit Frühjahr 2017 in Istanbul und ist für alle deutschsprachigen evangelischen Christen in der Türkei zuständig.

An jeder Ecke in der Kirche kann sie eine kleine Geschichte erzählen: Über das Taufbecken, die Kirchenfenster und die Orgel. Besuchergruppen sind herzlich eingeladen, das Gotteshaus zu besichtigen.

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Pfarrerin Gabriele Pace präsentiert die Exponate aus der Kirchengeschichte
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Das ehemalige Arbeiterviertel Tarlabasi in Istanbuls Stadtteil Beyoglu liegt heute im Zentrum von Istanbul. Im Osmanischen Reich lag das Viertel jenseits des "Goldenen Horns", wie die Mündung in den Bosporos genannt wird. Nur dort war es Auslandsvertretungen erlaubt, Gebäude, wie Handelskontore, Konsulate oder Gotteshäuser, zu errichten und zu verwalten.

Im 19. Jahrhundert zog es vor allem Arbeiter in dieses Viertel. Bis vor einem Jahrzehnt galt Beyoglu als eigener Kosmos und war für Touristen eine No-go-Area. Unerschrockene Auslandsstudenten zogen in die billigen Wohnungen und werteten damit das gesamte Viertel auf.

Inzwischen ist der Wohnraum extrem teuer, denn direkt nebenan liegen die hippen Stadtviertel Taxim, Kasimpasa, Karaköy und Cihangir, wo die Mieten seit Jahren steigen. Die bekannte Einkaufsmeile Istiklal liegt nur fünf Minuten Fußweg entfernt.

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Pastorin Gabriele Pace über das Arbeiterviertel Tarlabasi im Stadtteil Beyoglu
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Pastorin Gabriele Pace kommt ursprünglich aus Bayern. Nachdem sie einige Jahre in Gefängnissen als Pfarrerin und Seelsorgerin tätig war, verbrachte sie noch einige Jahre am Flughafen in München als Pfarrerin. Dabei hatte sie schon immer eine Vorliebe für die Türkei und verbrachte hier oft ihren Sommerurlaub.

Als sich dann 2017 die Möglichkeit ergab als Pfarrerin der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde nach Istanbul zu gehen, überlegte sie nicht lange. Für sie sei diese Entscheidung fast wie eine Fügung des Schicksals, sagt sie.

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Worüber predigen Sie gerne? Kann man eigentlich noch nach Istanbul reisen? Es kommen weniger Besuchergruppen: Wie geht es den Gemeindemitgliedern mit dieser Veränderung?



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Interview mit Pfarrerin Gabriele Pace in der Kreuzkirche
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Seit Juli 2016 ist Melanie Henke als Diakonin in Istanbul. Sie ist sowohl für die deutschsprachige evangelische, als auch für die deutschsprachigen katholischen Gemeinden als Diakonin tätig.

Sie kümmert  sich vor allem um die Frauen ab 60, die vor Jahrzehnten der Liebe wegen in die Türkei gezogen und hier geblieben sind. Zudem gestaltet sie die Kinder- und Jugendarbeit sowie kulturelle Veranstaltungen in den Gemeinden mit.

Sie engagiert sich auch für die Flüchtlingshilfe, die gemeinsam mit anderen Kirchengemeinden koordiniert wird.

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Diakonin und Seelsorgerin Melanie Henke
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Inzwischen fühlt sich Margitta Arbatli in Deutschland fremd, denn sie lebt seit den 1970er Jahren in der Türkei. In den 1980er Jahren zogen sie und ihr türkischer Ehemann von Izmir nach Istanbul. Die Fabrik, die sie beide gegründet hatten, war niedergebrannt, einige Jahre später starb ihr Ehemann.

Seit mehr als 40 Jahren ist sie in der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde tätig und hat schon zahlreiche Pfarrer*innen kommen und gehen sehen. Sie möchte in der Türkei neben ihrem Ehemann beerdigt werden, obwohl zwei ihrer drei Töchter in Deutschland leben.

Sie plant und organisiert Veranstaltungen in der Gemeinde und schreibt mit ihrer schönen Schrift die Eheschließungen, Geburten- und Todesdaten in die alten Kirchenbücher.

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Früher waren 40 Lehrerfamilien hier: welch ein lebendiges Gemeindebild, fand Margitta Arbatli. Das ist heute anders, denn Familien trauen sich nicht mehr nach Istanbul. Kirchenrätin Margitta Arbatli spricht über die Schwierigkeiten, die eine kleine Gemeinde und wenig Besucher mit sich bringen.

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Kirchenrätin Margitta Arbatli
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Als 1989 der Eiserne Vorhang fiel, kamen viele türkischstämmige Bulgaren in die Türkei. Eine von ihnen war Refiye Öztürk. Zunächst arbeitete sie als Näherin in der Textilindustrie. Dann bekam sie den Job als Putzfrau in der Kreuzkirche.

Die Deutschen erinnern sie an ihre Zeit in Bulgarien. Sie sagt, sie fühle sich wohl, geborgen und sicher. Fast, als wäre es gar keine Arbeit, als Putzfrau die Kreuzkirche sauber zu halten.

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Refiye putzt das Tauf-Geschirr
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Onuk Abdul-Cebbar ist Hausmeister. Er putzt, repariert, kocht und hält den Kontakt zur Nachbarschaft. Der aramäische Christ hat in der Gemeinde seine zweite Heimat gefunden.

Onuk hat hier geheiratet und sein Sohn heißt Rainer, benannt nach einem ehemaligen Pfarrer der Kreuzkirche. Der kleine Rainer soll im Jahr 2019 in der Kreuzkirche von Pfarrerin Gabriele Pace getauft werden.

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Onuk Abdul-Cebbar, der Hausmeister
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Der Gärtner Adnan Güler ist der einzige Muslim, der hier arbeitet. Von seinen Freunden werde er manchmal dafür belächelt, dass er für die Christen arbeitet, erzählt er. Er aber sei stolz und sehr zufrieden hier arbeiten zu dürfen und versteht sich mit allen in der Gemeinde prächtig.

Seit Jahren kümmert er sich nun um die Pflanzen im Garten. Jede von ihnen kennt er und weiß um die speziellen Bedürfnisse.

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Gärtner im Garten Eden
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Für ihr Theologie-Studium in Tübingen brauchte sie ein Praktikum. Wenn schon Praktikum, dann aber im Ausland und zwar in einem muslimischen Land.

Und da sie im interreligiösen Dialog unterwegs ist, wollte sie unbedingt in die Türkei.

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Judith Bruchhaus interessiert sich für den interreligiösen und ökumenischen Dialog
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Pfarrerin Gabriele Pace geht lieber im Mini-Markt bei Erdal einkaufen, als im Supermarkt. Der persönliche Kontakt zu ihren Nachbarn ist ihr wichtig.

Hier bei Erdal kauft sie oft schwarze Oliven und andere frische Lebensmittel.

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Erdal, der Tante-Emma-Laden Besitzer
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Oft geht Onuk Abdul-Cebbar in kleinen Pausen nebenan ins "Männer"-Café zum Tee trinken. Fast in jedem Stadtviertel in der Türkei gibt es solche Cafés, "Kahve" genannt. In den meisten Kahves gibt es allerdings vor allem das türkische Nationalgetränk schwarzen Tee. Frauen treffen sich zum Teetrinken eher in Teegärten, die es auch überall gibt.

Das Khave von Cem ist ein soziales Zentrum. Nachbarn tauschen sich hier aus, lassen schon mal ihre Schlüssel bei ihm, wenn Handwerker in die Wohnung müssen, oder Pakete werden hier abgegeben.

Wenn gerade keiner Backgammon oder das Rommé-ähnliche Spiel "Okey" spielt, werden die Nachrichten oder Fußball im Fernsehen kommentiert.

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Türkisches Männer-Café mit Tee, ohne Kaffee
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Auf ihrer Einkaufstour durch das Stadtviertel "Tarlabasi", das ein Teil des Stadtteils Beyoglu ist, kommt Pfarrerin Gabriele Pace auch bei Gemüsehändler Mustafa vorbei.

In den engen Gassen halten sich zahlreiche kleine Läden gegen die Supermärkte und Einkaufszentren. Das Meiste, das Mustafa hier anbietet, wächst in der Türkei. 

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Mustafa, der Gemüsehändler
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Wwenn Gabriele Pace ihre Istanbul-Card für den öffentlichen Nahverkehr bei Ridvan im Kiosk auflädt, erkundigt sie sich nach seinem jüngeren Bruder, der eine staatliche Schule besucht.

Wo es geht, da hilft sie auch schon mal, gibt Nachhilfe oder stellt Kontakte her.

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Späti von Ridvan
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Für 115.000 Piaster erwarb die circa 400 Mitglieder-starke Gemeinde im Jahr 1856 ein Grundstück in Aynali Cesme, das heute im Stadtteil Beyoglu liegt. 1.000 preußische Taler sammelte die Gemeinde dafür bei ihren Mitgliedern ein, weitere 58.254 Reichstaler an Spenden kamen aus Preußen.Das reichte gerade aus, um das Grundstück erwerben und ein Schulgebäude errichten zu können. Bereits 1861 entschloss sich die Gemeinde eine Kapelle auf die Schule zu bauen, bereits am 17. November 1861 wurde die Kreuzkirche mit einem Gottesdienst eingeweiht.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Kirche für viele Monate geschlossen und von evangelischen Franzosen verwaltet, bis wieder Pfarrer aus aus Deutschland ihre Gemeindearbeit aufgenommen haben. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche erneut beschlagnahmt und eine Nachbarin kümmerte sich bis 1954 um das Gebäude und die Instandhaltung. Seither gibt es gute Beziehungen zur unmittelbaren Nachbarschaft.

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Sie kamen als Kaufleute, Diplomaten, Militärs oder Pilger in Istanbul an und lebten hier für eine Weile. Die ersten deutschsprachigen evangelischen Christen feierten ihren Gottesdienst in der evangelischen schwedischen Kirche. Mit der Zeit wünschten sich die Deutschen in Istanbul eine eigene Kirche für ihre Gottesdienste.

Die außenpolitische Beziehung zwischen dem Osmanischen Reich und Preußen, später dem deutschen Kaiserreich, war traditionell gut. Die Osmanen bekamen vom preußischen König ein Stück Land in Berlin geschenkt, wo ein Friedhof eröffnet und später eine Moschee gebaut wurde. Entsprechend konnten Deutsche in Istanbul eine evangelische Kirche bauen.

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Geburten, Taufen, Hochzeiten und Todesfälle: Die Kasualien werden in den Kirchenbüchern dokumentiert. In den vergangenen 175 Jahren Geschichte der Kreuzkirche sind so einige dicke Bücher vollgeschrieben worden und zeugen von einer lebhaften Geschichte. Auch heute noch sind die Einträge handschriftlich. Damit bleibt eine alte Tradition erhalten.

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Wilhelm Gottlieb Schauffler war im Auftrag der schottischen Missionsgesellschaft seit dem Jahr 1831 in Istanbul beschäftigt. Er gründete die deutschsprachige evangelische Gemeinde im Jahr 1843. Heute wird die Gemeinde von Pfarrerin Gabriele Pace geleitet.

1843 - 1845 Charles Forsyth
1850 - 1855 Konstantin Schlottmann
1855 - 1862 Carl Nathanael Pischon
1862 - 1870 Bernard Hülsen
1870 - 1906 Paul Suhle
1906 - 1918  Siegfried Graf von Lüttichau
1908 - 1912 Dr. Stoevesandt  (Hilfsprediger)
1912 - 1914 Theodor Heinemann (Hilfsprediger)
1915 - 1919 Karl Barbe (Hilfsprediger)
1924 - 1932 Kurt Berckenhagen
1932 - 1944 Martin Kriebel
1944 - 1951 Prof. Dr. W. Gleissberg / Dr. Lotte Loewe (Gemeindemitglieder)
1951 - 1952 Karl Friz
1952 - 1958 Hermann Haeberle
1959 - 1965 Paul Friedrich Ziegel
1965 - 1968 Helmut Tacke
1968 - 1968 O. Duwe
1969 - 1975 Horst Slaby
1975 - 1987 Heinz Klautke
1987 - 1993 Konrad Hahn
1993 - 2003 Gerhard Duncker
2003 - 2011 Holger Nollmann
2011 - 2017 Ursula August
Seit 2017 Gabriele Pace

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Der rechtliche Status ist für religiöse Auslands-Gemeinschaften in der Türkei schon seit dem Jahr 1923 etwas kompliziert. In der Türkei arbeitende Kleriker müssen eigentlich die türkische Staatsangehörigkeit besitzen. Ausländische Kirchengemeinden haben keine Rechtspersönlichkeit, sie sind also nicht geschäftsfähig, dürfen kein eigenes Konto bei einer türkischen Bank eröffnen oder ein Grundstück erwerben.

Für die evangelische Gemeinde deutscher Sprache bedeutet das, die jeweiligen Pfarrerinnen und Pfarrer ihrer Gemeinde arbeiten nicht als Geistliche in der Türkei, sondern sind Angestellte des deutschen Konsulats, die mit kulturellen Aufgaben betraut sind. Was juristisch kantig klingt, wird im persönlichen Kontakt mit Nachbarn und offiziellen Stellen ausgeglichen. So existiert die evangelische Kreuzkirche seit jeher am Rande der Existenzberechtigung nach dem Prinzip: Wo kein Kläger, da kein Richter.

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 Vor den Renovierungsarbeiten im Jahr 1911 gab es im Kirchenraum noch einen Hochaltar und Gesandtenlogen.

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Im Jahr 1886 installierte der Potsdamer Carl-Eduard Gesell eine Orgel. Drei Jahre später kam die Glocke hinzu. 

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktionsstätte des Orgelherstellers in Potsdam getroffen. Das Familienunternehmen verlor die Baupläne seiner Orgeln. Ein Abgesandter der Firma reiste daraufhin nach Istanbul und besorgte sich die Pläne der in der Kreuzkirche eingebauten Orgel. So konnte das Unternehmen wieder neu beginnen.

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Im August 2018 feierte die Deutsche Schule in Istanbul ihr 150-jähriges Bestehen. Besuch aus Deutschland kam: Außenminister Heiko Maas war anwesend. Gerade in schwierigen Zeiten ist die Deutsche Schule in Istanbul ein Garant für binationales Verständnis und Dialog. Sowohl deutsche als auch türkische Schüler werden hier unterrichtet.

Für gegenseitges Verständnis wirbt auch die Pastorin Gabriele Pace, die hier deutschen Schülern Religionsunterricht gibt.

Obwohl die letzten Jahre zwischen Deutschland und der Türkei nicht immer harmonisch waren, hat das dem Ansehen der Deutschen Schule und der deutschen Gemeinde in Istanbul nicht geschadet. Noch immer gilt die Schule bei vielen türkischen Eltern, die es sich leisten können, als hervorragende Investition in die Bildung und Zukunft ihrer Kinder.

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In Istanbul herrsche eine große Glaubensvielfalt, erzählt Gabriele Pace im Interview. Sie erzählt, welche Rolle der christliche Glaube an der Deutschen Schule in Istanbul spielt und wieso es gut ist, dass deutsche Institutionen in Istanbul sind und bleiben.

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Pfarrerin Gabriele Pace gibt Religionsunterricht an der Deutschen Schule in Istanbul
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Im Jahrzehnt vor 2015 galt Istanbul bei vielen Deutschen als hip. Noch im Jahr 2014, als Axel Brott Schulleiter an der Deutschen Schule in Istanbul wurde, habe ein riesiger Stapel Initiativbewebrungen auf seinem Schreibtisch gelegen. Viele wollten Lehrer*innen an seiner Schule werden. Seit dem Jahr 2015 hat sich das geändert.

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Schulleiter der Deutschen Schule in Istanbul Axel Brott
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Istanbul. Hier hat das Christentum eine sehr alte und lange Tradition. Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel, auch großes Glaubensbekenntnis genannt, wurde hier formuliert.

"Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel  gekommen, hat Fleisch  angenommen durch den  Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius  Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. Wir  glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig  macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn  angebetet und verherrlicht  wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, christliche und  apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. Amen."

Anmerkung: Das "und vom Sohn" (filioque) wurde später in das  Glaubensbekenntnis eingefügt und in karolingischer Zeit im  ganzen Frankenreich gebräuchlich. Es entspricht  westlicher, nicht ostkirchlicher Tradition.

Im 6. Jahrhundert wurde die Hagia Sophia als das Zentrum der christlichen Religion im byzantinischen Reich in Konstantinopel (heute: Istanbul) erbaut. Für mehr als 921 Jahre war sie das Zentrum der Christenheit,
Aus den Erben der Byzaniner ging die orthodoxe Kirche in Konstantinopel hervor, die mit der katholischen Kirche im Rom im ökumenischen Diskurs stand. Mit der Eroberung Kostantinopels durch die Osmanen 1453 kam der interreligiöse Diskurs in Istanbul zur Ökumene dazu. Moscheen, Synagogen und Kirchen, die nebeneinander stehen, zeugen von diesem Selbstverständnis einer interreligiösen Metropole zwischen Europa und Asien.

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Direkt vor Istanbul im Marmara-Meer liegt eine Gruppe von kleinen Inseln. Kinaliada, Burgazada, Kasik und Heybeliada werden auch "die Prinzeninseln" genannt, weil im Osmanischen Reich die Prinzen, die weiter hinten in der Thronfolge standen, hierher verbannt wurden.

Heute sind die Inseln Rückzugsorte für urlaubsbedürftige Istanbuler. Motorisierte Fahrzeuge sind verboten, stattdessen fahren hier Pferdekutschen. Der ökumensiche Gottesdienst der katholischen und evangelischen deutschsprachigen Gemeinden findet jedes Jahr im September im Haus des katholisch-österreichischen Lazaristen-Ordens statt, dem Pater Alexander Jernej angehört. Der Pater und Gabriele Pace feierten den Eröffnungsgottesdienst 2018 gemeinsam.

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Gottesdienst auf Burgazada
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Autoren:
Lilith Becker und Özgür Uludag

Fotos und Videos:
Lilith Becker, Özgür Uludag, Anna Laura Gundler

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