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Reformation: Jesus Christus, Gnade, Glaube, Die Bibel

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Vier Kernbegriffe stehen für den evangelischen Glauben: Jesus Christus, Gnade, Glaube und Bibel. Fragt sich direkt: Was heißt das? Was bringt das? Die Kurz-Antworten:

Jesus Christus … Gott will bei mir wohnen
Gnade … kommt mir entgegen
Glaube … tut mir gut
Die Bibel … sagt mir was

Sie lesen in dieser Multimediastory jeweils eine Bibelgeschichte, eine Story, die den Begriff klar macht. Außerdem erzählen Menschen aus Aachen, Bonn oder Essen, Bad Kreuznach, Moers oder Waldbröl, was ihnen Jesus Christus, Gnade, Glaube und Bibel bedeuten.

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Ein kleiner Mann steht am Zoll. Er heißt Zachäus. Zachäus ist korrupt. Wer nach Jericho will, muss zahlen: Bakschisch. Wegegeld wandert in seine Taschen. Darum hassen die Reisenden Zachäus. Keiner in Jericho ist gut auf ihn zu sprechen. Als Jesus in die Stadt kommt, wird Zachäus neugierig. So viel wird über Jesus erzählt! Er verlässt seinen Posten und klettert auf einen Maulbeerbaum, um Jesus zu sehen. Und Jesus? Überraschung! Er sieht ihn, er bleibt stehen, er spricht ihn an: „Komm schnellstens von deinem Baum herunter, Zachäus. Ich muss heute bei dir einkehren.“ Dieser Besuch verändert Zachäus' Leben. Er will sein Unrecht wiedergutmachen und gibt den Armen viel Geld zurück.

Lukas 19,1-10

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Es ist so schwer auszuhalten, wenn andere mich kritisch sehen: zu Hause, in der Schule oder am Arbeitsplatz. Manchmal denke ich: Sie haben sogar recht. Noch schwerer wird es, wenn ich selbst kein gutes Haar an mir lasse. Selbst wenn ich etwas ändern will, meist bleibe ich doch, wie ich war. Vergnügt, erlöst, befreit? Weit entfernt davon! Dann höre ich: Jesus kommt zu mir. Er spricht mich an, wie ich gerade dran und drauf bin. So macht er mein Herz weit und mein Leben anders, besser. Ich erkenne: Wenn Jesus mich entdeckt, dann kann ich mich – und andere – auch neu entdecken. Das erlöst mich und lässt mich anders leben.

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Peter Barthel-Jankun (50) vergleicht Jesus mit einem guten Freund. Einmal, bei einer Wanderung in den Alpen, hatte er einen solchen guten Freund zur Seite, als er ihn brauchte. Seinen Schritten zu folgen half, erzählt Barthel-Jankun aus Essen, der als rechtlicher Betreuer und systemischer Familientherapeut arbeitet.

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„Wie ein guter Freund“

Peter Barthel-Jankun

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Ihre Familie hatte mit Kirche so gut wie nichts am Hut. Aber weil sie so sein wollte wie ihre Cousine, und die ging zum Konfirmandenunterricht, tat sie das auch. „Das erste Mal habe ich Jesus erlebt, als ich 14 war“, erzählt deshalb Käthe Schmidt. Und sie fühlte sich in der Gemeinde direkt ernst genommen. Sie erlebte Wertschätzung und gelebte Nächstenliebe. So wollte sie auch werden. „Auf meiner Suche habe ich dann Jesus entdeckt. Er ist auf alle Menschen zugegangen.“ Die 23-Jährige, die heute evangelische Theologie studiert, um Pfarrerin zu werden, hat schon allzu häufig erlebt, dass sich Menschen anpassen. „Jesus tat das nicht, auch wenn er Gegenwind spürte.“ Darin ist Jesus ihr Vorbild. „Wenn ich Fragen habe oder nicht weiter weiß, ist Jesus meine Adresse.“

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Was für ein Satz: „Bei mir sitzt Jesus auf dem Kreuz, er hängt nicht daran.“ Das sagt Thomas Hoffmarck, 49, Extremsportler aus Oberhausen. Er redet über sein Jesus-Tattoo links oben auf der Brust. Ganz nah am Herzen. „Ich finde, dass Jesus genug gelitten hat. Deshalb ist er bei mir obenauf.“ Jesus habe ihm Kraft gegeben: „in guten Zeiten, aber auch bei all den Schicksalsschlägen, die ich hinter mir habe“. Mehrere schwere Unfälle. Heute sitzt Hoffmarck im Rollstuhl. Spielt Rollstuhl-Basketball. Macht Rollstuhl-Marathon. „Geholfen haben mir mein Wille und der Glaube an Jesus Christus.“

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Jesus Christus scheint auf den ersten Blick ein unüberbrückbares Hindernis im christlich-muslimischen Dialog zu sein, so die evangelische Theologin Dr. Beate Sträter, 56, Vorsitzende des Arbeitskreises Christen und Muslime in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Denn der Koran bestreitet den Kreuzestod Jesu, lehnt die Idee von der Gottessohnschaft Christi ab. "Genau dies bildet aber das Zentrum des christlichen Glaubens, denn wir glauben, dass Gott sich uns in Jesus Christus gezeigt hat." In Christus zeige sich die barmherzige Zuwendung Gottes gegenüber seinen Geschöpfen. „Dies kann die Kirche nur zum Dialog ermutigen.“

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Schmähung des Judentums durch Christinnen und Christen? Judenfeindliche Diffamierungen durch den Reformator Martin Luther? Dem hält Dr. Volker Haarmann, 43, Dezernent der Evangelischen Kirche im Rheinland für den christlich-jüdischen Dialog, entgegen: „Durch Jesus Christus, den Juden, sind wir als nichtjüdische Menschen mit dem jüdischen Volk verbunden.“ Jesus Christus aus seinem jüdischen Volk herauszuheben, werde dem biblischen Zeugnis nicht gerecht.

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„Sich an Jesus orientieren, heißt zu erkennen, dass Gott durch Jesus auf die Erde gekommen ist. Er ist mit uns durch Freud und Leid gegangen.“ Dr. Ilka Werner, Superintendentin in Solingen

„Das zeigt, Gott ist kein ferner Gott, er teilt das menschliche Leben. Auch die tiefsten Täler sind ihm in seinem eigenen Fleisch und Blut vertraut. Deshalb kann ich darauf vertrauen, dass Gott bei mir ist.“ Dr. Gert Ulrich Brinkmann, Pfarrer in Ratingen

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Der jüngere Sohn verlässt den elterlichen Hof. Er hat sich das Erbe auszahlen lassen und geht weg. Es zieht ihn in die Stadt. Er wirft mit dem Geld um sich: Bald ist er pleite und steht auf der Straße. Keiner will ihm helfen. Bei einem Schweinebauern kommt er unter, isst aus Verzweiflung, was die Säue fressen. „Der ärmste Tagelöhner auf dem Hof meines Vaters hat es besser als ich“, denkt er und kehrt um mit weichen Knien. Schimpf erwartet er und Schande. Und der Vater auf dem Hof? Überraschung! Er erkennt sein Kind aus weiter Ferne. Er läuft ihm entgegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn. Was bewegt den Vater? „Mein Kind war verloren und ist wiedergefunden!“

Lukas 15,11-32

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Um Himmels Willen, in was habe ich mich da hineingeritten? Oder in was bin ich da geraten? Ich fühle mich wertlos, mitten in einer Lebenskrise. Ich merke: Ich habe selbst meinen Teil dazu beigetragen. Irgendwie sehen das alle und haben ihr Urteil schon gefällt. Wer weiß, was noch alles kommt? Vergnügt, erlöst, befreit? Weit entfernt davon! Dann höre ich: Gott kommt mir mit offenen Armen entgegen. Er freut sich, dass ich komme. Ich bedeute ihm viel. Er richtet mich auf. Ich erkenne: Gott freut sich, wenn er mich sieht. Darum kann ich mich selbst auch ansehen, ungeschminkt, mit Licht und Schatten. Das macht mich vergnügt.

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Er war anerkannt, verdiente viel Geld. Aber dann wurde er krank. „Und dann habe ich die Gnade erfahren, was es bedeutet, was wirklich wichtig ist“, erzählt Frank Wichmann (55). So erfuhr der Unternehmensberater, Dozent und Trainer aus Moers, dass „aller Reichtum, alle Besitztümer überhaupt nichts wert sind“.

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„Meine Talente und Gottes Plan“

Frank Wichmann

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Sie ist 19, lebt in Bad Kreuznach. Rückblickend sagt sie: „Unsere Chance kam ganz unerwartet.“ Damals, im
Herbst 2015, waren die Grenzen nach Europa mit einem
Mal offen. Zu dieser Zeit lebte Samantha Khosravi,
gebürtig aus dem Iran, mit ihrer Mutter und ihrem
kleinen Bruder schon sieben Jahre in Kuala Lumpur,
der Hauptstadt von Malaysia. Geflohen aus
politischen Gründen. Zeit für die Entscheidung:
24 Stunden. „Wir hatten Angst, so Hals über Kopf
wieder auf die Flucht zu gehen.“ Landung in der
Türkei. Flucht durch Schleuser übers Mittelmeer.
Balkanroute. „Wir schafften den Weg bis nach Bad
Kreuznach in nur einer Woche. Wir konnten es selbst
kaum glauben. Gott hatte uns seine Gnade erwiesen.“

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Am Küchentisch sind Trauer, Verlustschmerz und Hilflosigkeit mit Händen zu greifen, erinnert sich Dr. Uwe Rieske (55), Landespfarrer für Notfallseelsorge. In der Nacht starb der Mann der alten Frau, als sie aufwachte, atmete er schon nicht mehr, der Rettungsdienst war zwar schnell da, konnte ihn aber nicht mehr ins Leben zurückholen. Der Seelsorger schlägt vor, nach nebenan zu gehen, zurück ins Schlafzimmer, zu ihrem toten Mann: eine Kerze anzünden, ein Gebet sprechen, dass sie ihn noch einmal berühren und  ihm etwas sagen kann. Im Psalm heißt es: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe?“ Da greift die alte Frau ihr Notizbuch, auf einmal entschieden. „Ich rufe jetzt Angela an. Die muss kommen.“ Angela wohnt nur zwei Straßen weiter. Und sie sagt: „Er hätte gewollt, dass ich das schaffe.“

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Gnade? Ist ein vom Aussterben bedrohtes Wort, sagt die Kölner Gefängnisseelsorgerin Claudia Malzahn (53). „Aber das, wofür es steht, ist nach wir vor lebenswichtig.“ Wie gehen Menschen miteinander um, wenn sie Fehler machen? Wie schwer sind Schuldeingeständnis, Vergebung und die Suche nach neuen Perspektiven? „Diese Fragen stellen sich uns im privaten Leben, aber auch in unserer Gesellschaft“, sagt Pfarrerin Malzahn. Und auch im Gefängnis. Da ist die Schuld gegenüber einem Tatopfer, die Schuld gegenüber meinen Angehörigen, auch gegenüber mir selbst. Aber: „Egal was war, es gibt die Chance eines Neubeginns.“

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„Gnade fällt mir unverdient und ohne Gegenleistung in den Schoß“, weiß Inge Wirths (55). Gnade geben „ist ein Reflex aus tiefstem Herzen“, definiert sie. Dabei fällt ihr das manchmal schwer: bei Leuten, die sich in den Mittelpunkt stellen, die immer zu spät kommen, die die Bedürfnisse anderer missachten. Bei Kindern dagegen funktioniert der Reflex: „Kinder kann ich immer annehmen“, sagt die Leiterin des Johanniter-Familienzentrums Schützeneich in Burscheid bei Leverkusen.

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„Wir haben die Geschichte vom verlorenen Sohn aufgegriffen, der sein ganzes Erbe durchbringt und zu seinem Vater zurückkehrt, voller Schuldgefühle. Er dachte, er dürfe, wenn überhaupt, nur als Knecht beim Vater arbeiten. Was aber macht der Vater? Er rennt seinem Sohn mit offenen Armen entgegen und richtet ein Fest für ihn aus. In der Gestalt des Vaters zeigt sich Gott, der Menschen annimmt, ohne Wenn und Aber.“ Dr. Gert Ulrich Brinkmann, Mitglied im Ständigen Theologischen Ausschuss der Evangelischen Kirche im Rheinland

„Das Gleichnis gibt Antworten auf die Probleme vieler Menschen: Wir leben in einer Gesellschaft, die auf Leistung und Wohlverhalten angelegt ist. Da fällt es schwer, Gnade als ein Geschenk anzunehmen, für das wir keine Gegenleistung erbringen müssen. Gnade kommt uns entgegen, wir brauchen dafür nichts tun, nur glauben.“ Dr. Ilka Werner, Vorsitzende des Ständigen Theologischen Ausschusses der Evangelischen Kirche im Rheinland

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Eine stadtbekannte Frau hört: Jesus ist beim Gelehrten Simon zu Besuch. Das bewegt sie sehr. Sie kommt mit einem Glas Salböl ins Haus des Gelehrten und kniet bei Jesus nieder. Eine innige Szene beginnt: Ihre Tränen benetzen seine Füße. Die Frau trocknet die Füße mit ihren Haaren, küsst und salbt sie. Das bringt den Gelehrten gegen Jesus auf. Er meint: So was lässt ein Prophet nicht zu. Und Jesus? Überraschung! Jesus erinnert Simon daran: Diese Frau hat Liebe gezeigt. Jesus wendet sich danach ganz der Frau zu: „Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden.“

Lukas 7,36-50

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Das Herz ist verloren: an einen Menschen, an eine Sache, an meinen Besitz, an den Beruf. Dann zerbricht etwas: Der Mensch geht weg, die gute Sache entgleist, die Kurse fallen, am Arbeitsplatz mehr Frust als Lust. Mein Herz, meine Mitte ist auf einmal weg. Was habe ich noch, woran ich mich halten kann? Vergnügt, erlöst, befreit? Weit entfernt davon! Dann höre ich: Gott schenkt meinem Herzen Heimat. Ihm kann ich vertrauen. Mein Leben wird weit. Das andere bleibt, aber ich hänge mein Herz nicht daran. Ich finde Frieden. Das macht mich frei.

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Es ist einfach schön, im Glauben auf Gott vertrauen zu können - Tom Joel Becher (15) sagt das auch im Blick auf eine bestimmte Erfahrung. Als sein Großvater starb, war er ausgerechnet auf einer Skifreizeit. In der Werkstatt, in der er oft mit seinem Opa gewesen war, erzählt der Schüler aus Waldbröl im Oberbergischen Kreis, wie es dann weiter ging.

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„Ich bin nicht allein“

Tom Joel Becher

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Seine Lieblingsstelle in der Bibel steht im Markus-Evangelium, erzählt Jörg Fuchs (48): Ein Vater geht mit seinem an Epilepsie erkrankten Jungen zu Jesus, der ihn heilen soll – wenn er dazu denn in der Lage sei, raunt der Vater Jesus entgegen. „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“, entgegnet Jesus. In seiner Wut und Verzweiflung sagt der Vater: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben.“ Fuchs weiß: Der Vater glaubt also, und auch wieder nicht. „Das trifft genau mein Lebensgefühl.“ Der Metallbaumeister und Familienvater aus Ratingen kämpft seit sechs Jahren gegen den Krebs – mit einem schweren Rückfall, mit einem neuen Medikament, das besser anschlug als erhofft. Und so spürt er sich mal bei Gott geborgen, und dann wieder voller Zweifel. „Ich glaube; hilf meinem Unglauben.“

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Sie hat früh zum Glauben gefunden, und sie weiß auch warum, erzählt Frauke Augstein (24), die soeben in Aachen ihre Biologiestudium abgeschlossen hat: „Das kam dadurch, dass meine Oma abends früher oft auf meinen Bruder und mich aufgepasst und vor dem Schlafengehen mit mir gebetet hat. Das fand ich sehr schön.“ Und so hat sie später weitergemacht, selbst gebetet, „mich mehr für den Glauben interessiert". Dabei hat sie Atheisten in der Familie: „Heute würde ich sagen, dass gerade die kritischen Gespräche in der Familie mich gestärkt haben im Glauben.“ Weil sie zu stärkerem Nachdenken anregten. Für Frauke Augstein gehören Glaube und Gemeinschaft zusammen: „Sehr wichtig ist es mir, mich mit anderen auszutauschen, um den Glauben zu erleben.“

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Typisch Schulgottesdienst, so beschreibt es Schulpfarrerin Annette Hirzel (60) aus Siegburg: Selbstbewusst stehen die Kinder aus der 5. und 6. Klasse im Altarraum, halten das Mikro wie Profis, führen ein Rollenspiel auf oder rappen. Aber das Vaterunser gerät aus dem Takt, viele Kinder kennen es gar nicht mehr, immer weniger Jugendliche gehen sonntags zur Kirche: Die Säkularisierung schreitet voran. Immerhin gibt’s Religionsunterricht, Schulgottesdienste, Schulseelsorge. „Glaube fällt dabei nicht vom Himmel. Sein Nährboden ist das biblische Reden von Gott“, so Annette Hirzel. Da werde Glaube selbstwirksam: „Die Saat geht von selbst auf.“

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Ein Baptist aus dem Kongo, eine orthodoxe Christin aus Weißrussland, ein Katholik aus Essen, ein lutherischer Bischof aus Namibia – „wenn es doch öfter so wäre“, wünscht Kirchenrat Markus Schaefer (50) aus dem Ökumene-Dezernat im Landeskirchenamt. Wenn es doch öfter so wäre: ein fröhlicher Gottesdienst in verschiedenen Sprachen. Wenn es doch öfter so wäre: eine ökumenische Kirche. In der wir andere Formen des Glaubens nicht nur wahrnehmen, sondern unseren Glauben dadurch auch sich verändern lassen. „In einer globalisierten Welt haben wir die Chance, mit Menschen aus aller Welt das Evangelium neu zu entdecken: vielfältig, lebendig, aktiv, weltumspannend – ökumenisch eben.“

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„Glaube kann und sollte eine wohltuende Wirkung entfalten. Die Verheißung Gottes gilt tatsächlich mir. Glaube ist das herzliche Vertrauen in Gott, dass er es gut mit uns meint und dass er uns die Kraft gibt, alles Schöne zu genießen und alles Schwere zu bestehen. Glaube ist wie ein Schatz in tönernen Töpfen. Er kann auch ausgrenzend, starr und engstirnig werden. Deswegen kann man es gar nicht oft genug sagen: Wir glauben an diesen Gott, der uns trägt, der es gut mit uns meint, der barmherzig und gnädig ist.“ Dr. Gert Ulrich Brinkmann

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Ein Mensch, so hat Jesus erzählt, wurde auf seiner Reise überfallen und übel zugerichtet. Priester und Schriftgelehrte zogen an dem Verletzten vorbei, ohne eine Hand zu rühren. Schließlich war es ein Ausländer aus Samarien, der seinen Esel anhielt, um den Verletzten zu verarzten. Er zahlte ihm sogar die Herberge, damit die Wunden heilen konnten. Warum erzählt Jesus die Geschichte? Weil die Leute ihn immer wieder fragen, was sie tun sollen. Aber wo finden sich Antworten? Überraschung! Jesus antwortet: „Schlag nach! Was steht geschrieben? Was liest du?“ – „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt. Und deinen Nächsten wie dich selbst.“

5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18
Lukas 10.25-27

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Mein Leben ist spannend. Ich habe Fragen. Von was soll ich mich trennen, worauf mich einlassen? Ideen für Antworten gibt es viele. Aber ich muss das Leben neu erfinden, mich gab es vorher noch nicht. Vergnügt, erlöst, befreit? Weit entfernt davon! Dann höre ich: „Lies selbst…“ Mir wird zugemutet: selbst verstehen! Ich entdecke meinen Bibelspruch zur Konfirmation. Ein Leitsatz fürs Leben. Dann ein Plakat mit Flüchtlingen, darauf ein Bibelzitat. Alte Sätze und Geschichten, in denen das Leben heute vorkommt. Die von einem roten Faden erzählen, der im größten Durcheinander auffindbar bleibt. Ich kann selbst eine Antwort geben. Ich erkenne: Die Bibel gibt mir Orientierung und Freiheit. Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.

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Für Renate Becker (81) ist die Bibel „das Wunderbarste in meinem Leben. Bleibend von meiner Jugend her.“ Die Düsseldorferin hat bis zu ihrer Pensionierung als Sachbearbeiterin in verschiedenen NRW-Ministerien gearbeitet. Und dann hat sie sich die Bibel nochmal genauer vorgenommen, studierte u. a. Judaistik.

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„Diese wundervollen Geschichten“

Renate Becker

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Zu Jennifer Emlers liebsten Bibelstellen gehört die Weihnachtsgeschichte. „Klar, die kennt jeder“, räumt die 43-Jährige ein. „Aber wenn sie vorgetragen wird, entsteht eine besonders schöne Stimmung und das Gefühl: Wir gehören zusammen. Darum sehe ich die biblischen Texte zur Advents- und Weihnachtszeit besonders gern.“ Jennifer Emler, von Beruf kaufmännische Angestellte, ist Mitglied der Evangelischen Gehörlosengemeinde im Kirchenkreis Gladbach-Neuss, geht in Gottesdienste in Gebärdensprache. Für Gehörlose sei es kompliziert, die Bibel in Schriftdeutsch zu lesen und zu verstehen, nicht nur wegen der teils altertümlichen Sprache. „Die Wörter erzeugen in unseren Köpfen keinen Klang.“ In der Kirche dagegen „verstehe ich alles durch die Gebärden und die Mimik des Gebärdenden“.

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Aufgewachsen mit der Lutherbibel. Zur Konfirmation vom Patenonkel die Zürcher Bibel geschenkt bekommen. Heute auch oft mit der Basisbibel unterwegs: Theologie-Professor Martin Karrer (62) aus Wuppertal beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit der Bibel. Die neue Lutherbibel 2017 hat er mitgestaltet: Er leitete die Gruppe Neues Testament bei der überarbeiteten Übersetzung zum Reformationsjubiläum. Der Wissenschaftler, der sich natürlich auch immer wieder in die griechischen und hebräischen Urfassungen vertieft, sagt: „Jedoch zu denken, man sei mit den Urtexten näher und unmittelbarer am Wort Gottes, ist irreführend.“ Denn das Wort Gottes spreche den Menschen in der Sprache an, die ihm gemäß ist. Deshalb müsse es in unsere Gegenwart übersetzt werden. Dazu gelte es, die Bibel mit Liebe zu lesen.

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Er hat sie noch, aber sie steht meist ungenutzt im Bücherschrank: seine kleine Lutherbibel. Ohne Bibel lebt er nicht: „Die Bibel begleitet mich ständig auf meinem Smartphone – sogar in mehreren Sprachen, auch im griechischen Urtext“, erzählt der rheinische Internetbeauftragte Ralf Peter Reimann (49). Allerdings: Im Gottesdienst hat er die Bibel-Smartphone-App noch nicht geöffnet. Im Gottesdienst das Smartphone zücken, „passt – noch? – nicht zu unserer Gottesdienstkultur“. Wie schon der Buchdruck in der Reformationszeit die Bibel zum „Open Content“ machte, so gibt die Digitalisierung heute neue Chancen, sagt der Theologe und Informatiker: „Die Bibel weiterzugeben war noch nie so einfach.“

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„Menschen, die von der Bibel her kommen, fühlen sich aufgerufen, der sozialen Not etwas entgegen zu setzen“, so beschreibt die Bonner Diakoniepfarrerin Grit de Boer (58) Diakonie als gelebte Diakonie. Ihr Vorbild ist das Handeln Jesu, wie die Bibel es beschreibt. Seine Liebe zum Menschen, seine bedingungslose Zuwendung ohne Ansehen der Person treibe sie in ihrem Engagement an. Dabei meint sie sowohl die Diakonie im Sinne der Institution bzw. des Wohlfahrtsverbands, als auch alltägliche ehrenamtliche Diakonie. „Zurzeit überwältigend viele in der Flüchtlingshilfe.“

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„Bekomme ich Orientierung für mein Leben aus einem uralten Buch? Die Bibel macht es einem nicht einfach. Es stehen Dinge darin, die nicht stimmen, etwa, dass Hasen Wiederkäuer seien. Als Frau liest man Dinge, die verletzend sind, die stören und verstören. Hier gilt es, ein Dreieck zu bilden zwischen meiner Frage, mir und der Bibel. Und es braucht eine Lesegemeinschaft – viele, die ihr Wissen um die historischen Verhältnisse zusammenbringen, ihr Bemühen um Verstehen und ihre Bereitschaft, sich etwas sagen zu lassen.“ Dr. Ilka Werner

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„Ich bin vergnügt, erlöst, befreit …“ dichtete Kabarettist Hanns Dieter Hüsch (1925-2005). Dieses Zitat aus seinem „Psalm“ ist das Motto der Jubiläumsfeiern 500 Jahre Reformation der Evangelischen Kirche im Rheinland. Aufgegriffen werden sie auch im theologischen Impuls Reformation.

Für den Impuls wurde auf die alte Form des Katechismus zurückgegriffen. Ein Katechismus, übersetzt die Theologin und Solinger Superintendentin Dr. Ilka Werner in die Moderne, „ist ein Müsliriegel des Glaubens“. So erklärt dieser Impuls die grundlegenden Begriffe des Glaubens: Jesus Christus, Gnade, Glaube und Bibel.

Die beiden jeweiligen Fragen haben eine Tradition: Luther hatte einst gefragt: Was ist das? Und im reformierten Heidelberger Katechismus steht: Was nützt das? Hier und heute lauten die modernisierten Fragen nun: Was heißt das? Was bringt das?

Die vier Kernbegriffe gehen zurück auf Reformator Martin Luther, der sie einst ausschließend formulierte: Allein durch den Glauben ist der Mensch rechtfertigt, nicht erst durch gute Werke. Allein durch Gnade wird der Mensch errettet, nicht durch Buße. Allein Christus führt zu Gott, nicht Kirche oder Heilige. Und allein die Bibel ist maßgeblich, nicht die Kirche und ihre Tradition. „Wir brauchen diese ,Allein‘-Zuspitzung so nicht mehr“, erklärt Ilka Werner, die auch Vorsitzende des Ständigen Theologischen Ausschusses der rheinischen Kirche ist. Deshalb sind hier und heute die vier Kernbegriffe neu akzentuiert:
Jesus Christus … Gott will bei mir wohnen
Gnade … kommt mir entgegen
Glaube … tut mir gut
Bibel … sagt mir was

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Unter dem gleichen Titel wie diese Multimediastory ist das Printmagazin "Reformation. Ein Theologischer Impuls" erschienen.
Bestellkontakt für das Magazinheft: angela.irsen@ekir-lka.de
Das Magazinheft als pdf

Homepage zum Reformationsjubiläum 2017 in der Evangelischen Kirche im Rheinland: 2017.ekir.de

Fragen oder Kommentare zu dieser Multimediageschichte? redaktion@ekir.de

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Kapitel 1 Reformation. Ein theologischer Impuls

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Kapitel 2 Jesus Christus ... Gott will bei mir wohnen

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Kapitel 3 Gnade ... kommt mir entgegen

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Kapitel 4 Glaube ... tut mir gut

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Kapitel 5 Die Bibel ... sagt mir was

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Kapitel 6 Service / Links

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